Im Takt der Technologie: Prof. Dr. Thaler über die Synergie zwischen Chirurg und Roboter im OP

Die Verschmelzung von hochmoderner Robotertechnologie und chirurgischem Know-how öffnet neue Horizonte in der Behandlung von Patienten. In unserem Interview gibt Prof. Dr. Thaler Einblick in die praktischen Anwendungen und den Mehrwert des Robotik-Systems in der Endoprothetik. Erfahren Sie, wie diese Technik die Ergebnisse für Patienten verbessert.

Prof. Dr. med. Thaler
Prof. Dr. med. Thaler

Chefarzt Endoprothetik und Leiter des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie Helios Kliniken Oberbayern

Prof. Dr. Thaler ist ein renommierter Experte auf dem Gebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie, der aktuell als Leiter des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie als Chefarzt für Endoprothetik am Helios Klinikum München West tätig ist. Vor dieser Tätigkeit hat er als Stellvertretender Direkter an der Universitätsklinik Innsbruck sowie als Leiter des Endoprothesenzentrums der Universität Innsbruck gewirkt. Mitgliedschaften in zahlreichen Fachorganisationen (European Hip Society, European Musculosceletal Oncology Society, American Assoication Orthopaedic Surgeons), umfangreiche Fachpublikationen und Weiterbildungen kennzeichnen sein umfangreiches Wissen auf dem Gebiet der Orthopädie und Endoprothetik.

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Herr Prof. Thaler, warum lassen Sie sich bei der OP von einen Roboter assistieren?

Prof. Dr. med. Thaler

Es steht für ein perfektes Zusammenspiel aus Technik und Mensch – Roboterarm und Chirurgenarm kontrollieren gemeinsam eine Knochensäge. Sicherheit und Übersicht sind dadurch garantiert, kombiniert mit Präzision und Weichteilschonung. Das Mako-System ersetzt weder den Operateur, noch operiert es selbstständig, sondern „leiht“ der Roboter der Chirurgin oder dem Chirurgen seine Präzision und unterstützt dabei, den Eingriff mit größtmöglicher Genauigkeit zu planen und durchzuführen. Somit ist das eine ideale Kombination aus Mensch und Maschine.

Der Roboter ermöglicht es, Implantate mit einer höchstmöglichen Präzision noch genauer zu positionieren und die optimale Spannung der Bänder am Knie zu bestimmen. Ziel sei es, mit dem Implantat der natürlichen Gelenkanatomie möglichst nahezukommen. Die ideale Bandspannung ist deshalb so wichtig, weil sie das feine Gleichgewicht zwischen erforderlicher Stabilität und hoher Beweglichkeit des Knies sichert.

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Nehmen Sie vor der Operation eine CT-Aufnahme vor?

Prof. Dr. med. Thaler

Um die hohe Präzision zu erreichen, wird vor der Operation auf der Grundlage einer Computertomografie des Kniegelenks ein virtuelles 3D-Modell erstellt. Daraus entsteht

anschließend ein digitaler Operationsplan. Bei dem Eingriff werden dann nach Eröffnen der Operationswunde definierte Punkte am Knochen mit dem 3-D-Modell abgeglichen. Dadurch weiß das Mako-System, wie die Patient:Innen im Operationssaal liegen.

Zusätzlich werden die Funktionen der Sehnen, Bänder und Muskeln durch den Operateur erfasst. Die Bandspannung wird gemessen und die Planung bei der Operation nochmals angepasst. Anschließend werden die Knochenschnitte und die Position etwa des künstlichen Knies von der Mako-Technologie unter ständiger Kontrolle des Arztes durchgeführt. Während des Eingriffs steuert die Chirurgin oder der Chirurg den Roboterarm dann in dem vordefinierten Bereich. Die virtuell im Plan gesetzten Grenzen verhindern dabei eine Verletzung der Seitenbänder oder von großen Blutgefäßen. Erst wenn das Knie- oder Hüftgelenk optimal ausgerichtet und die Bandspannung darauf angepasst ist, wird die das künstliche Gelenk eingesetzt.

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Welche weiteren Vorbereitungen treffen Sie vor der OP?

Prof. Dr. med. Thaler

Alle Patient:Innen werden von uns in einem sehr gründlichen persönlichen Gespräch über die Operation aufgeklärt und informiert. Hier startet auch schon die Vorbereitung für die Operation. Je genauer der Patient über die Operation und die Abläufe im Krankenhaus informiert desto besser und schneller kann die Patient:Innen sich auf seine Genesung konzentrieren. Für uns ist das perönliche Gespräch mit den Patient:Innen sehr wichtig. Wir wollen, dass sich die Patient:Innen bei uns wohl fühlen. Alle Patient:Innen, die eine Mako Operation bekommen erhalten vor der Operation noch eine Computertomographie zur individuellen Operationsplanung.

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Wie sollten sich die Patienten optimal vorbereiten?

Prof. Dr. med. Thaler

Für den Erfolg der OP ist es auch wichtig, dass die Patient:Innen so gesund und fit wie möglich zur Operation kommen. Je besser Ihr allgemeiner Gesundheitszustand ist, um so reibungsloser verlaufen Operation und Heilung. Gezielter Muskelaufbau oder sonstige diätische Maßnahmen sind nicht so wichtig. Nur mehr die wenigsten Medikamente müssen abgesetzt werden. Mit einer speziellen Waschlotion, die die Patienten von uns erhalten, kann man das kleine Risiko einer Infektion nach der Operation noch bedeutend senken.

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Wobei hilft ihnen der Roboter bei der Operation genau? Nimmt er ihnen die ganze Arbeit ab?

Prof. Dr. med. Thaler

Mit Hilfe des Roboters gelingt es der Operateur:in trotz minimal invasiven muskelsparenden Zugängen (Hüfte und Knie) mit maximaler Präzision die Knochen für das Einsezten der künstlichen Gelenke zu präparieren und dadurch nicht nur sehr genau, sondern auch sehr gewebeschonend zu agieren. Bänder, große Blutgefäße oder Nerven können durch die Operateur:in nicht verletzt werden, da der Roboter hier stoppt und ein zu tiefes Sägen oder Fräsen verhindert. Beim künstlichen Hüftgelenk wird mit einer Live-Simulation bei der Operation der Bewegungsfreiraum des Patienten überprüft. Hier kann durch feinste Adaptionen die Lage der Endoprothese verändert werden, so dass der Patient das ideale Operationsergebniss bekommt. Beim künstlichen Kniegelenk kann die Beinachse mittels Roboter individuell bis auf den Grad genau an den Patienten angepasst werden. Die Bandspannung wird sowohl in Beuge- als auch in Streckung gemessen und präzise balanciert. Diese Möglichkeit ist bisher unereicht, und stellt einen eindrucksvollen Vorteil für den Patienten dar.

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Gibt es weitere Vorteile bei der Operation mit dem Mako?

Prof. Dr. med. Thaler

Die Operationszeit ist vergleichbar mit einer konventionellen Implantation einer künstlichen Knieendoprothese. Es entstehen für die Patient:Innen keine zusätzlichen Kosten für eine effizientere Ergebnissqualität. Die Beweglichkeit ist nach der Operation hervorragend, und Langzeituntersuchungen haben gezeigt, dass MAKO Implantate wenig ofter ausgetauscht werden. Jede Endoprothese sitzt perfekt im Röngten und es existieren keine sogenannten „Ausreißer“.

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Welche weiteren minimalinvasiven OP-Techniken wenden Sie in Ihrem Bereich an?

Prof. Dr. med. Thaler

Im Endoprothetikzentrum München West verwenden wir den direkt vorderen Zugang zum Hüftgelenk (Bikini Technik) der direkt vordere Zugang zum Hüftgelenk (Bikinitechnik) ist eine Technik die viele Vorteile für den Patienten hat. Es ist ein muskelschonender Zugang mit den Vorteilen einer wie einer schnelleren Rehabilitation nach der Operation und einer größere Wahrscheinlichkeit Aktivitäten wie Sport auf höchstem Niveau nach der Operation zu betreiben.

Mit dieser Operationstechnik wird keine einzige Muskelfaser verletzt und die Nerven geschont. Damit ist der Blutfluss gering und der Patient hat wenig Schmerzen nach dem Eingriff. Eine stationäre Reha im Anschluss bieten wir gerne an ist aber mit dieser Art des Operationstechnik nicht unbedingt notwendig. Bei schon viele Kollegen mit dieser Operationstechnik ausgebildet und in anderen Ländern ist es z.B. möglich mit dieser Operationstechnik dass die Patienten schon am Tag der Operation wieder nach Hause gehen. Das ist bei uns in Deutschland nicht notwendig zeigte aber wie schnell sich die Patienten mit dieser Operationstechnik erholen

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Patienten möchten nach der Operation ja auch möglichst schnell wieder mobil werden. Welche Veränderungen beobachten Sie hier in Ihrer täglichen Praxis?

Prof. Dr. med. Thaler

Bei uns dürfen die Patienten nach der Operation sofort wieder aufstehen und das künstliche Gelenk ist sofort belastbar. Früher haben die Patient:Innen noch viel Zeit im Bett verbringen müssen und haben wochenlang nicht richtig belasten dürfen, aber das hat sich sehr stark verändert. Wir motivieren die Patienten sehr schnell wieder mobil zu werden. Dies wird durch eine multimodale individuelle Therapie für die einzelne Patient:in unterstützt. Das tut den Patienten auch sehr gut, und hilft bei dem Rehabilitationsprozess. Für unsere Patienten existieren nach der Operation auch keine Einschränkungen. Die Patienten dürfen alle Bewegungen und Manöver durchführen ohne Einschränkungen.

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