Autorin und Verlegerin des Kinderbuchverlags MONTEROSA
Wenn ein Elternteil ins Krankenhaus muss, dann beschäftigt das Kinder und nicht selten machen sie sich Sorgen. Jetzt in Zeiten von Corona, in denen Besuche in Kliniken zeitweise nicht erlaubt sind, noch viel mehr. Aber ein gebrochenes Bein, eine Operation, all das können viele Erwachsene und Kinder nachvollziehen, weil sie vielleicht selbst schon einmal in einem Krankenhaus waren oder selbst schon einmal einen Gips hatten, auf dem sie ihre Freund:innen und Mitschüler:innen stolz unterschreiben ließen. Aber was ist, wenn ein Elternteil in ein Krankenhaus für die Seele muss? Wie erklärt man das Kindern? Wie erklärt man eine Krankheit, die man nicht sehen kann? Und wie ist es in so einer Klinik überhaupt? Erzählt man davon stolz wie von einem gebrochenen Bein? Vermutlich eher nicht. Was sehr schade ist. Denn Kliniken sind da, um zu helfen, und Menschen, die in eine psychiatrische oder psychosomatische Klinik müssen, die brauchen Hilfe, Halt und Stütze wie ein gebrochenes Bein.
Wenn Sie oder Ihr Partner/Ihre Partnerin darüber nachdenken, in eine psychiatrische Klinik zu gehen, dann schwirren Ihnen vermutlich viele dieser Fragen durch den Kopf. Und vermutlich noch eine ganz andere: „Wer kümmert sich um meine/unsere Kinder, wenn ich ins Krankenhaus muss?“ Es gibt Menschen, die leben in Strukturen und Systemen, in denen ein Klinikaufenthalt, selbst ein mehrwöchiger, gut auffangbar ist. Andere haben derartige Sicherheitsnetze nicht und gehen zum Beispiel genau aus diesem Grund nicht in eine Klinik, obwohl ihnen und damit auch ihren Kindern sehr geholfen wäre.
Dabei gibt es diverse Möglichkeiten. Eine solche Initiative ist zum Beispiel das Angebot Stark im Sturm. Hier überlegen Kinderbeauftragte gezielt mit Betroffenen, wie Kindern in bestimmten Situationen geholfen werden kann. Auch Jugendämter sind gute Ansprechpartner, die gemeinsam mit Ihnen überlegen können, welche Betreuungsmöglichkeiten es während Ihrer Abwesenheit gibt. Andere Anlaufstellen sind beispielweise die Beratungsstellen von Diakonie, Caritas oder ähnlichen Einrichtungen.
In vielen Kliniken gibt es zum Beispiel auch Mutter-Kind oder teilweise auch Vater-Kind-Stationen, in die Kinder bis zu einem gewissen Alter mit in die Klinik dürfen und dort während der Therapien von Erzieher:innen betreut werden.
Vermutlich kennen Sie auch diese Frage: „Geht es nur mir so?“ Es tut immer gut, zu wissen, dass es anderen ganz genauso geht, wie einem selbst, sich mit anderen auszutauschen, Hilfe zu finden und sich verstanden zu fühlen. In Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeverbänden vernetzen sich Menschen mit ähnlichen Krankheitsbildern. Im Bereich Depression gibt es auf Bundesebene beispielweise ganz unterschiedliche Einrichtungen und Organisationen wie beispielsweise die DepressionsLiga e.V., eine bundesweite Patientenvertretung für unipolare Depression, die Deutsche Gesellschaft für bipolare Störungen oder auch die Deutsche Depressionshilfe. Außerdem gibt es in vielen Städten entweder regionale Ableger wie beispielsweise die regionalen „Bündnisse gegen Depression“ oder wie Selbsthilfegruppen zu bestimmten Krankheiten
Wenn ein Elternteil unter einer psychischen Erkrankung leidet und möglicherweise auch in eine Klinik muss, fragen sich Kinder oft: „Bin ich schuld daran, dass es Mama oder Papa nicht gut geht? Habe ich etwas gemacht? Oder habe ich etwas nicht gemacht und Mama und Papa sind enttäuscht?“ Nicht selten schlüpfen Kinder in die Rolle der Erwachsenen und übernehmen Aufgaben, die nicht ihre sind.
Es ist wichtig, Kindern zu erklären, dass sie nicht Schuld an der Erkrankung der Eltern sind. Es auszusprechen. Dass die Seele genauso krank sein kann wie der Körper und dass es viele Menschen, Berufsgruppen und Einrichtungen gibt, die Kindern und Erwachsenen helfen können. Und Eltern zu vermitteln: Es ist großartig, gut und wichtig, dass sie sich Hilfe holen
Für Kinder gibt es beispielsweise in vielen Städten schon Gruppen für Kinder psychisch kranker Eltern oder auch Patenschaftsprojekte. Vielleicht möchten Sie sich hier einmal umsehen: Bag-kipe.de.
Wichtig ist es, mit den Kindern zu reden. Ihren Ängsten und Sorgen zu lauschen, und ihnen das zu erklären, was sie nicht verstehen. Denn unsere Vorstellung ist meist bunter und auch beängstigender als die Realität. Wenn Sie selbst es nicht können, vielleicht haben Sie jemanden in Ihrem Umfeld, der dies übernehmen könnte? Eine Freundin, Familienmitglieder oder Schulsozialarbeiter:innen oder Lehrkräfte an der Schule.
Gute Unterstützung zum Erklären und Verstehen für Kinder und Erwachsene finden sich in Kinderbücher. Hier findet sich eine gute Liste mit Büchern rund um das Thema „Kinder psychisch kranker Eltern“: Literaturliste des Diakonischen Werks im Neckar-Odenwald-Kreis.
Sehr anschaulich funktioniert auch das durch Kinderbücher. Bilderbücher zu psychischen Erkrankungen von Eltern gibt es mittlerweile einige. Kinderbücher, die den Aufenthalt eines Elternteils in einer psychiatrischen Klinik beschreiben, gibt es eher wenige. Und deshalb habe ich eines geschrieben, um zu beschreiben, wie so eine psychiatrische oder psychosomatische Klinik aussieht, welche Therapien es dort gibt, welche Krankheiten behandelt werden und vieles andere mehr. Und weil Eltern oft die Worte fehlen – und nicht selten auch die Kraft – um das zu erklären, was sie im Moment vielleicht selbst nicht verstehen.
Recherchiert habe ich dafür im kbo-Inn-Salzach-Klinikum in Wasserburg. Der Ärztliche Direktor der Klinik, Herr Professor Dr. Peter Zwanzger, erlaubte mir, zwei Wochen lang im kbo-Inn-Salzach-Klinikum zu hospitieren. Während dieses Aufenthaltes durfte ich bei den unterschiedlichsten Therapien dabei sein, von Ergotherapie über Sporttherapie bis hin zur Lehrküche. Ich durfte den Alltag in einer Klinik miterleben und zwei Wochen lang Eindrücke sammeln und mich mit Patient:innen und Mitarbeiter:innen unterhalten.
Aus diesem Aufenthalt wurde ein erzählendes Sachbuch, das denn Alltag in einer Klinik beschreibt. Adam Santini, ein berühmter Seilartist muss in eine Klinik für die Seele. Während seines Aufenthaltes schreiben er und seine Tochter, Nele, sich Briefe. Adam Santini erzählt vom Klinikalltag. Nele erzählt vom Leben zu Hause, im Zirkus. Zusätzlich zu den Briefen und der Geschichte finden sich in dem Buch immer wieder Sachtexte zu Themen wie: „Welche Berufe gibt es dort?“ „Was ist der Unterschied zwischen Psychiater:innen, Psychotherapeut:innen und Psycholog:innen?“. „Welche Krankheiten werden behandelt?“ Oder auch ganz einfach: „Was gibt es zu essen?“ Oder: „Welche Fahrzeuge gibt es dort?“ In insgesamt 23 Kapitel wird auf fast 200 Seiten vom Alltag in einer Klinik erzählt. Liest man jeden Tag ein Kapitel, sind schon 23 Tage Klinikaufenthalt vorbei.
Mehr zu Claudia Gliemanns Buch „Papas Seele hat Schnupfen – ein Muffin für Nele“, in dem es um den Aufenthalt eines Elternteils in einer Klinik für die Seele geht, finden Sie unter diesem Link.
Die auf Klinikradar zur Verfügung gestellten Informationen (zu bestimmten Krankheiten und Therapieformen) wurden nach bestem Wissen unter ärztlicher Leitung und Qualitätssicherung zusammengestellt, um interessierten Leser:innen einen ersten Überblick über mögliche Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten zu geben. Sie sind ausschließlich zu Informationszwecken bestimmt und ersetzen in keinem Falle eine persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch eine approbierte Ärztin oder einen approbierten Arzt. Die Informationen können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen.
Bei der Listung medizinischer Leistungserbringer können wir aufgrund uneinheitlicher Datenverfügbarkeit nicht für Vollständigkeit garantieren. Die jeweiligen Datenquellen sind unseren einzelnen Listen zu entnehmen.