Wenn die Haut im Bereich der Bauchdecke stark beansprucht wurde, besteht die Gefahr, dass sie sich nicht mehr von alleine zurückbildet. Dies ist häufig nach Schwangerschaften oder größeren Gewichtsabnahmen der Fall. Regelmäßiger Sport, ein gesunder Lebensstil und/ oder strenge Diätprogramme reichen dann oftmals nicht mehr aus, um das überschüssige Fettgewebe wieder zu verlieren. Eine Bauchdeckenstraffung kann hier Abhilfe verschaffen, indem die erschlaffte Haut dauerhaft operativ entfernt wird. Taille und Bauch erlangen so weitgehend ihr früheres Aussehen zurück.
Im Interview mit Dr. Hecker informieren wir Sie über den Ablauf, die Kosten und mögliche Risiken einer Bauchdeckenstraffung.
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Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit Zusatzbezeichnung Handchirurgie
Dr. med. Hecker ist Facharzt für Chirurgie mit Spezialisierung im Gebiet der Plastischen-, Rekonstruktiven-, Ästhetischen-Chirurgie sowie Handchirurgie mit einer breiten chirurgischen Weiterbildung. Nach Tätigkeit als Oberarzt in einer norddeutschen Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie leitet er aktuell zusammen mit Dr. Rösler das Aesthetic-Centrum.
Herr Dr. med. Rösler, Herr Dr. med. Hecker, wie läuft eine Bauchdeckenstraffung ab?
Vor einer Bauchdeckenstraffung erhalten unsere Patient:innen zunächst ein ausführliches Beratungsgespräch, wo die für diesen Eingriff geeigneten Kandidat:innen herausgefiltert werden. Denn nicht jeder ist dafür geeignet. Nach Klärung der Kostenfrage, müssen alle in Frage kommenden Patient:innen, die den Eingriff letztlich wünschen, zuvor einige Voruntersuchungen machen lassen. Im Anschluss erhalten sie noch ein chirurgisches Aufklärungsgespräch, wo offen und ausführlich über sämtliche mögliche Risiken gesprochen wird. An Voruntersuchungen benötigen wir eine Blutuntersuchung, ein EKG sowie den Ausschluss von Bauchwandbrüchen, von welchen der Chirurg vor einer solchen OP unbedingt Kenntnis haben sollte. Aufgrund unserer allgemeinchirurgischen Expertise können wir solche Probleme bis zu einem gewissen Grad übrigens gleich während des Eingriffs beheben.
Einen Tag vor der OP sollen unsere Patien:innen ein mildes Abführmittel einnehmen, um einem aufgeblähten Darm vorzubeugen, welcher beim Eingriff stören könnte. Sobald die Patient:innen schlafen, erfolgt die Desinfektion der Haut, das Abdecken der unsterilen Bereiche mit OP-Tüchern, dann kann die eigentliche Operation beginnen. Hierbei wird – je nach Umfang des Eingriffs – ein mehr oder weniger großer Teil Haut- und Fettgewebe entfernt, gegebenenfalls noch die Muskulatur gestrafft und die Wunde, nach Einlegen von Drainagen, wieder verschlossen. Häufig wird in gleicher Sitzung auch eine Körperkonturierung durch eine Fettabsaugung durchgeführt. Wir ziehen den Patient:innen abschließend ein Kompressionsmieder sowie einen Bauchgurt an und bringen Sie in den Aufwachraum.
Welche unterschiedlichen Techniken der Bauchdeckenstraffung gibt es und welche Methode ist besonders bei Ihren Patient:innen gefragt?
Grob gesagt gibt es eine Mini- eine mittelgroße und eine große Bauchdeckenstraffung. Innerhalb dieser jeweiligen Typen gibt es natürlich eine große Bandbreite verschiedener Techniken, die von Chirurg zu Chirurg variieren kann, aber den Rahmen dieses Interviews sprengen würde. Vereinfacht wird bei der Minibauchdeckenstraffung eine Haut- und Fettgewebsspindel aus dem Unterbauch entfernt, ohne, dass hierbei der Nabel versetzt werden muss. Findet sich aber auch oberhalb des Nabels ein Hautüberschuss, sollte der Nabel ausgelöst werden und bekommt dann einen neuen Durchtrittspunkt in der heruntergezogenen Bauchdecke, wo er neu eingenäht wird.
Nach Schwangerschaften oder größerem Gewichtsverlust findet sich zudem meist eine sogenannte Rektusdiastase, also ein Auseinanderweichen der geraden Bauchmuskelstränge, welche für einen flachen Bauch mitgestrafft werden sollten, ähnlich einem Korsett, dass man vorne nachschnürt. Bei uns ist die Verteilung von großen zu kleinere Bauchdeckenstraffung schätzungsweise 80 zu 20. Häufig kombinieren wir die OPs aber noch mit einer inneren Hautstraffung, wofür wir sowohl ein Radiofrequenzgerät (das sog. Bodytite) sowie den Leonardo Laser besitzen.
Welche Risiken birgt die Bauchdeckenstraffung? Sind Komplikationen während des Eingriffs möglich?
Bei der Bauchdeckenstraffung können – wie bei jedem anderen chirurgischen Eingriff auch – während sowie nach der Operation unerwünschte Ereignisse auftreten. Das sind zum Beispiel Blutungen oder Verletzung von anatomischen Strukturen. Nach der OP könnten Nachblutungen, Wundinfektion oder Wundheilungsstörung auftreten. Mit bestimmten, in den Aufklärungsbögen als „Komplikation“ aufgeführten Ereignissen, die in unseren Augen aber eher unerwünschte Folgeerscheinungen sind, muss man hingegen eher rechnen. Dies sind zum Beispiel blaue Flecke, Schwellungen oder zeitweise ein vermindertes Berührungsempfinden direkt oberhalb der Narbe. Wir gehen mit unseren Patient:innen diese Bögen bis ins kleinste Detail durch und sagen auch stets dazu, wie wahrscheinlich die entsprechenden Komplikationen jeweils sind. Glücklicherweise sind schwere Komplikationen äußerst selten; sonst würden die meisten Chirurgen diesen Eingriff kaum mehr anbieten wollen.
Wie sieht die Nachsorge nach einer Bauchdeckenstraffung aus?
Direkt nach dem Eingriff haben die Patient:innen kurzzeitig Wunddrainagen liegen, welche Wundflüssigkeit absaugen. Nachdem diese gezogen wurden, können unsere Patient:innen recht bald wieder duschen. Die Wunde selbst ist mit sogenannten Klammerpflastern versiegelt, die für drei Wochen verbleiben und eine ähnliche Funktion übernehmen, wie ein Gips bei einem gebrochenen Knochen; nämlich dass das Gewebe in Ruhe abheilen kann. Im Anschluss sollten die Patient:innen die Narbe mit unserer speziellen Narbenpflege behandeln, um eine optimale Narbenbildung zu erzielen.
Nach einer großen Bauchdeckenstraffung mit Wiedervereinigung der Bauchmuskulatur in der Mittellinie tragen unsere Patienten im Anschluss für 6 Wochen ein enganliegendes Mieder, sowie einen Bauchgurt (ähnlich dem Nierengurt von Motorradfahrern). Die Bauchmuskulatur sollte in für einen Zeitraum von ca. 3 Monaten nicht stark beansprucht werden. Ein schmerzhaftes Entfernen von Fäden gibt es bei uns nicht.
Ist es möglich, sich den Bauch und die Taille mehrfach straffen zu lassen?
Grundsätzlich ja. Sollte es nach einer Bauchdeckenstraffung im Rahmen einer starken Gewichtszunahme oder Schwangerschaft erneut zu einem Ausleiern der Haut oder Fettschürzenbildung gekommen sein, wäre in ausgewählten Fällen auch eine erneute Straffung möglich. Gleiches gilt, wenn Patient:innen sich zunächst den Bauch straffen lassen und sich im Verlauf aber plötzlich an angrenzenden Bereichen stören (zum Beispiel einem Haut- bzw. Fettüberschuss an den Flanken). Wir erleben es auch manchmal, dass Patient:innen zu uns kommen, bei denen im Rahmen einer auswärts durchgeführten Bauchdeckenstraffung kein Augenmerk auf den Schamhügel gelegt wurde, welcher unserer Meinung nach aber bereits bei der Erstoperation mitgestrafft werden sollte. Auch hier wäre eine Korrektur im Nachhinein möglich.
Wie hoch sind die Kosten einer Bauchdeckenstraffung?
Die Kosten für eine Bauchdeckenstraffung hängen maßgeblich vom Umfang ab. Bei uns beginnen die Operationskosten für eine Mini-Bauchdeckenstraffung bei 3300 €, die für eine große Bauchdeckenstraffung mit Versetzen des Nabels und zumeist auch Wiedervereinigung der Bauchmuskulatur in der Mittellinie bei 6300 €.