Bei einer Abhängigkeit, oder auch Sucht genannt, besteht ein Verlangen nach einer Substanz oder einem Zustand. Grundsätzlich kann eine Abhängigkeit nach einer Substanz (Substanzabhängigkeit) oder einem bestimmten Verhalten (Verhaltensabhängigkeit) bestehen. Je nach Art und Substanz werden unterschiedliche Therapieprogramme angeboten. Bei körperlichen Abhängigkeitssymptomen erfolgt zunächst eine Entgiftung. Hierauf schließt sich eine Rückfallprophylaxe sowie intensive Entwöhnungsbehandlung mit Stabilisierung an.
Die Abhängigkeit von Alkohol ist sehr häufig, alleine in Deutschland leiden etwa 2 Millionen Menschen an dieser Erkrankung. Die Abhängigkeit entwickelt sich über einen längeren Zeitraum und verläuft in mehreren Phasen. Durch verschiedene Screening-Tests kann die Abhängigkeit näher eingeordnet werden. Grundsätzlich lässt sich die Erkrankung in eine initiale Toleranzentwicklung (etwa zunehmende Steigerung der Menge), Auftreten von Entzugserscheinungen sowie die zunehmende Einschränkung von gewohnten Tätigkeiten (wie etwa Rückzug vom Freundes- und Familienkreis) einordnen. Neben der reinen Abhängigkeit entstehen durch Alkohol auch zahlreiche schwere Schäden direkt am Körper, insbesondere des Magen-Darm-Traktes mit der Leber. Ein Entzug gliedert sich in eine initiale körperliche Entgiftung und eine anschließende Entzugsbehandlung. Der Langzeitentwöhnung einschließlich Nachsorge kommt eine besondere Bedeutung zu. Die Therapie wird stationär durchgeführt.
Neben Alkohol ist auch die Nikotinabhängigkeit eine weitverbreitete Abhängigkeit in Deutschland. Die Schadstoffe durch durch Zigarette führen zu ausgeprägten Folgeschäden, zum einen direkt an der Lunge mit der Ausbildung einer Krebserkrankung, zum anderen an Schäden im Herz-Kreislauf-System. Die Schäden treten jedoch erst sehr zeitverzögert auf. Eine Therapie erfolgt durch verschiedene verhaltenstherapeutische Ansätze sowie unterstützende Medikation.
Cannabis, bestehend aus den Wirkstoffen THC und Cannabidiol, ist eine in Deutschland sehr häufig konsumierte illegale Droge. Die Wirkung ist euphorisierend und angstlösend. Die Therapie besteht aus einer Kombination aus einer Entzugsbehandlung und anschließenden Entwöhnungstherapie. Bei sehr starken körperlichen und psychischen Entzugssymptomen kann eine Entzugsbehandlung auch stationär durchgeführt werden.
Sedativa werden in der Medizin sehr häufig verordnet. Durch Einnahme über einen langen Zeitraum entsteht ein immer stärkerer Gewöhnungseffekt an das Medikament. Werden diese über einen langen Zeitraum eingenommen, zeigen sich sehr deutliche Entzugssymptome bei Reduktion ound Absetzen, die teils mit sehr langen Entwöhnungsbehandlungen verbunden sind. Zu den Entzugssymptomen zählen etwa eine ausgeprägte motorische Unruhe bis hin zu einem Benzodiazepin-Entzugssyndrom mit lebensgefährlichen Nebenwirkungen. Aus diesen Gründen sollte mit dieser Medikamentengruppe sehr sorgfältig umgegangen werden. Insbesondere Patienten mit Abhängigkeitserkrankungen in der Vorgeschichte sowie anderen psychischen Erkrankungen sind durch diese Abhängigkeit verstärkt gefährdet.
Zu den Halluzinogenen gehören bekannte illegale Vertreter wie LSD (Lysergsäurediethylamid) sowie verschiedene halluzinogene Pilze (enthaltener Wirkstoff: Psilocybin; anderer Name: "Magic Mushrooms"). Hauptwirkungen sind optische Halluzinationen und Verkennungen in Raum und Zeit sowie Verkennungen in Bezug auf die eigene Person. Neben akuten Gefahren durch sogenannte Horror-Trips kann sich auch danach noch eine dauerhafte Wahnepisode, eine sogenannte Psychose, oder Flashbacks entwickeln.
Opiate werden im legalen Bereich sehr häufig in der Medizin angewandt, sowohl in der Akuttherapie zum Beispiel bei Schmerzen oder in der Intensivmedizin. Allerdings sind sie auch als eine häufige illegale Droge im Gebrauch. Das Element (Endorphin, Enkephalin) ist ein körpereigener Stoff, der an spezielle Opiatrezeptoren im Gehirn bindet und für eine starke Euphorie, Schmerzreduktion sowie Beruhigung (Sedierung) sorgt. Dieser körpereigene Vorgang wird durch synthetische Opiate imitiert. Aufgrund der starken Wirkung besteht verständlicherweise ein starkes Abhängigkeitspotential mit sehr großer Toleranzentwicklung. Dies bedeutet, dass immer größere Dosen angewandt werden müssen. Allein in Deutschland geht man von deutlich mehr als 150.000 opiatabhängigen Patienten aus, in den USA sind die Zahlen noch deutlich höher und wurden als großes Problem in den letzten Jahren erkannt. Durch die starken körperlichen Auswirkungen bei einem Entzug muss ein Entzug stationär durchgeführt werden. An den Entzug schließt sich dringend eine Entwöhnungsbehandlung mit intensiver Nachbetreuung an.
Zu den Psychostimulationen zählen Amphetamine (Speed, Ecstasy), Methamphetamine (Crystal Meth) sowie Kokain. Die gewünschten Wirkungen sind eine euphorischen Wirkung mit erhöhter Vigilanz und Konzentration, Nebenwirkungen sind neben Agitation auch Herzrhythmusstörungen, Magen-Darm-Probleme bis hin zu einem epileptischem Anfall. Kernelement einer Abhängigkeitsbehandlung sind eine psychotherapeutische Begleitung und langfristiges Entwöhungsprogramm, bei körperlichen Symptomen können auch Medikamente ergänzend eingesetzt werden.
Die Glückspielssucht ist in der Allgemeinbevölkerung relativ weit verbreitet, nahezu 0.5% ist davon betroffen. Die Möglichkeiten zum Glückspiel sind relativ weit verbreitet: Casinos, Lottospiel und auch zahlreiche Angebote im Internet. In sehr schneller Zeit können relativ hohe Beträge dafür aufgewendet werden und die Patienten befinden sich schnell in einer kritischen Situation. Dennoch sucht nur ein relativ geringer Prozentsatz der Patienten Hilfe auf. Oft führt erst eine sich zuspitzende Konfliktsituation bei sehr hohen Verlusten zu einer Beratungsstelle. Die Therapiemöglichkeiten sind mittlerweile vielfältig und sollten immer auf die individuelle Situation angepasst werden: Neben gewöhnlichen Entwöhnungsbehandlungen stehen anonyme Telefonberatungen und Onlineberatungen, Selbsthilfegruppen, Schuldnerberatungen zu Verfügung. Wichtig ist auch hier eine langfristige Anbindung und Stützung der Betroffenen.
Die Computerspiel- und Internetsucht ist eine neue Abhängigkeit und verändert sich durch die neuen Möglichkeiten ständig. Insbesondere soziale Netzwerke und Onlinespiele sind in den letzten 10 Jahren deutlich verstärkt hinzugekommen. Oft - aber nicht immer - sind dabei Jugendliche betroffen. Wie bei vielen anderen Abhängigkeiten ist auch hier die Grenze zur Abhängigkeit fließend. Vernachlässigung sozialer Kontakte, Rückgang der schulischen Leistungen und ständige Konflikte mit den Eltern sind Teil dieser Abhängigkeit. Neben der oft schwierigen Diagnose ist auch ein Mangel an spezifischen Therapiemöglichkeiten aktuell noch das Problem. Eine erste Anlaufstelle sind oft Suchtberatungsstellen.
In einem ausführlichen Anamnesegespräch wird Ihre individuelle Situation erfasst. Auch weitere Erkrankungen sind ein wichtiger Punkt eines ersten Anamnesegesprächs. Im ICD-10 sowie DSM-5 sind jeweils Kriterien erfasst, die einen Leitfaden für eine Einordnung der Abhängigkeit in bestimmte Stufen erlauben.
ICD-10
DSM-5
Die Therapie ist abhängig von der jeweiligen Substanz oder dem Verhalten. Jede Therapie sollte an Ihre individuelle Situation angepasst werden. Nur dann kann jede Therapie erfolgsversprechend sein. Erfahrungsgemäß gliedert sich eine Therapie immer in folgende Schritte: